Die bessere Welt

Heute war ein besonderer Tag. Unser Projektleiter ist Mitglied des Schweizer Clubs in Kenia. Das ist eine Art Verein, der Auslandschweizer zusammenbringt. Im Rahmen sozialer Zusammenarbeit mit Organisationen und besonders auch persönlichen Initiativen haben wir zu einem Event im Gefängnis Langata geladen. Die auslösende Idee war, unser Programm Leuten mit Interesse am Strafvollzug vorzustellen.
Heute, kurz vor 10 Uhr morgens, durfte er die Besucher auf dem Parkplatz begrüßen und zur Bibliothek im Hochsicherheitstrakt führen. Dort wurden sie von den Insassinnen, die an unseren Schulungskurse teilnehmen, begrüßt und ein reger, Kunst orientierter Austausch begann.
Es wurde gesungen, gelacht, ebenso ernsthaft diskutiert und auch geweint. Es wurden Gedichte vorgetragen und, wie könnte es anders sein, intensiv musiziert und getanzt. Leider dürfen im inneren Bereich keine Photos gemacht werden, wir sind aber bemüht, von der Administration einige Schnappschüsse zu erhalten.
Mit unserer mehrjährigen Erfahrung in der Wiedereingliederung verurteilter Frauen, erlauben wir uns im Sinne einer konstruktiven Kritik am aktuellen Strafvollzug nachfolgende Bemerkungen. Kunst in all ihren Formen vermag die Kreativität der Inhaftierten zu entfachen und beleben. Auf diesem Umstand basiert unsere Ideologie der Rehabilitierung und Resozialisierung im Strafvollzug. Ab dem ersten Tag der Gefangenschaft bestimmt der starre Gefängnisalltag die Gedankenwelt der inhaftierten Frauen. Es bleibt kaum Raum für ein positiv geladenes Gedankengut. Kunst in all ihren Facetten vermag dieses Gedankenkorsett aufzubrechen, vermag Gut und Böse, Richtig und Falsch zu erkennen. Damit öffnet sich für den eingesperrten Menschen der Weg zur Wiedereingliederung. Die Künstlerin im Gefängnis nimmt eher Bezug auf sozialethische Auswirkungen ihres Schaffens, weniger auf ausgewählte Elemente der Kultur- und Kreativwirtschaft. Es ist die kreative Denkweise, die den schöpferischen Akt möglich macht, dabei die moralische Wertvorstellung nach Gut und Richtig erwirkt. Ihr Bezug zum Weltbild normalisiert sich.
Diese Wirkung der Kunst dürfen wir auch ausserhalb der Gefängnismauern, bei freien Menschen, erkennen. Wir sind fest davon überzeugt, dass uns Kunst ausgerichtetes Betätigen eine bessere Welt bescheren würde.
Thomas Müller,
Präsident
留言