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Covid - 19


Über zwei Monate sind vergangen seit der letzten Unterrichtsstunde des Goennervereins im Langata Womens Prison. Die Gefangenen leben seither isoliert in den Zellen, da nicht nur Besuche aber auch alle internen Aktivitäten abgesagt sind. Die sogenannte Industry erlaubt im Normalbetrieb etwa 150 Frauen handwerklich tätig zu sein, Ausbildung findet statt, die Produkte werden im Prisonshop und auf Veranstaltungen verkauft.

Man muss sich die Zellen in Langata vorstellen. Das sind relativ grosse Räume, worin bis zu achtzig Frauen leben. Soziale Distanz ist unmöglich, bleibt nur ein Ausweg – totale Isolation. Eine Covid Infektion könnte sich fatal auswirken, zumal die Ernährung einseitig ist und sich negativ auf die Virusresistenz auswirken könnte.

Gefangen und isoliert dürfte bezüglich Stress ein nahezu unerträglicher Zustand sein, kommt dazu dass auch die Gerichte inaktiv sind, wodurch besonders jene die in absehbarer Zeit entlassen werden könnten der Ungewissheit ausgesetzt sind.

Täglich werden Reinigungstruppen gebildet und wir erfahren eben dass letzte Woche eine Studentin der Musikklasse zum Putzen der Schulungsräume und der Bibliothek selektioniert wurde. Dort liegen auch unsere Musikinstrumente und besagte Insassin konnte der Versuchung nicht widerstehen, sie begann die Saiten zu zupfen. Während zwei Stunden erlaubte die anwesende Wärterin ihr Tun. Tage später erhält sie Erlaubnis ein Telefongespräch zu führen. Unserem Musiklehrer erzählt sie unter Tränen von ihrem schönsten Erlebnis seit sie denken könne.

Unser Projektmanager ist in telefonischen Kontakt mit unseren Studentinnen und vermittelt auch Gespräche. Für eine Insassin aus Venezuela versucht er gegenwärtig ein Konferenzgespräch zu ermöglichen, ist aber gegeben der Umstände nicht einfach.

Am 6. Juni läuft in Kenia die dritte 21-Tage Periode des Ausgehverbots ab. Wir hoffen auf eine Lockerung und sind bemüht dahin zu wirken, dass der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Wir wissen, was wir antreffen werden. Vieles was wir aufgebaut haben wird nicht mehr dort sein, besonders aber wird die durch unseren Einsatz aufgebaute optimistische Weltbejahung nicht mehr vorhanden sein.

Zum Auftakt planen wir eine kleine Feier, um endlich auch den erfolgreichen Absolventen der Prüfungen in Musik und Französich die erarbeiteten Zertifikate überreichen zu können. Kleine Feier wird sich nur auf die Zahl der Anwesenden beziehen, wir werden inspirierende Künstler einladen, um den Spirit der Kreativität wieder zu erwecken.

Wir hoffen und zählen auf eure geschätzte Unterstützung um die Feier und den Wiederanfang möglich zu machen.

Für den Französichunterricht liegen die von Ladina Fümberger gesammelten 4‘000.- CHF immer noch abrufbar für den Neuanfang.

Von einigen Mitglieder haben wir Spenden für die Weihnachtsfeier erhalten. Davon haben wir auch Nahrungsmittel für den Kinderhort im Gefängnis eingekauft. Bekanntlich dürfen Kinder von Insassinnen bis zum Alter von vier Jahren mit ihren Müttern leben. Die Kinder sind tagsüber im Hort und schlafen in der Zelle mit der Mutter.

Wir tätigen die Einkäufe in Intervallen von fünf Tagen. Auch dafür ist noch einiges der Spenden übrig, sodass wir nach Öffnung weiter machen könnnen.

https://www.goennerverein.org/

Nicht das Predigen der Humanität, sondern das Tun hat wert. (Johann Gottfried Seume)

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