Erfolgserlebnis
Eingesperrten Frauen die zweite Chance zu bieten, auch ab und zu Süssigkeiten mit in die Unterrichtsstunde zu bringen, erlaubt dem Gemüt eine vorübergehende Befreiung. Nicht nur den Frauen, auch uns bereitet diese Art von Geben eine besondere Genugtuung.
Eigentlich kann man von Nutzen reden. Die Resultate sind erfreulich, besonders im Bereich Selbstvertrauen. Wer sich selbst nicht traut, kann nicht schreiben. So gesehen benutzen auch wir unsere Gedanken um etwas aufbauendes zu tun.
Wir arbeiten, müssen vorbereiten, Schreibmaterial einkaufen, mit der Gefängnisverwaltung verausplanen usw, um die zweite Chance zu ermöglichen.
Wie dem auch sei. In Wirklichkeit sind es die Mitglieder, die Menschen des Goennervereins die das Gute ermöglichen. Ohne eure Hilfe könnten wir die versteckten Freudentränen nicht sehen, wenn ein Gedicht oder eine Kurzgeschichte besonders gut gelungen ist.
Kürzlich, an einer internen Veranstaltung, durften unsere ‘Frauen’ Geschriebenes vortragen. Applaus und enthusiastische Rufe hatten ihre Wirkung. Man konnte das wachsende Bewusstsein - anerkannt zu sein - auf der Bühne wörtlich erkennen.
Wir haben nunmehr siebzig der total achtzig Lektionen des Kurses ‘Creative Writing’ beendet und bereiten eine neue Klasse vor. Drei der fünfundzwanzig in der gegenwärtigen Gruppe haben das Zeug zu schreiben und ertragen das Gefangensein im Sinne aufbauender Abwesenheit. Verständlich ist, dass es unter Gefängnis Bedingungen nicht einfach ist kreativ zu schreiben, da sie im übertragenen Sinne das Damokles‘ Schwert immer über ihren Köpfen wissen. Man sieht sie dennoch oft alleine mit Papier und Bleistift in einer (nicht) ruhigen Ecke. Die Zeit der ersten Veröffentlichung naht.