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Fr. Peter Meienberg

Liebe Gönnerverein Freunde,


Ich möchte euch zeitlich in die Anfänge des Gönnervereins zurück führen. Nahezu fünf Jahre sind seither vergangen. Der eigentliche Initiant, Fr. Peter Meienberg, ein Benediktiner von St.Otmar in Uznach ist am 3. Dezember verstorben. Er war es, der mich so nebenbei mal fragte, ob ich nicht Fernsehgeräte in den Zellen des Frauengefängnisses in Langata installieren könnte.

So fing alles an. In kleinen Schritten bauten wir unser Rehabilitierungsprogramm auf.


Peter Meienberg unterstüzte uns ohne grosse Worte zu machen. Er war schon etabliert, respektiert, man hörte auf ihn. Für mich, für den Laien im Umfeld Gefängnis, war seine Gegenwart alleine schon eine grosse Bereicherung. Ich begleitete ihn oft mit offenen Augen und gespitzten Ohren in diese Dunkelheit. Er hatte diese Natürlichkeit an sich, etwas das ich früher nie an einem Priester bemerkt hatte. Der hoch gewachsene Philosoph hatte eine einfache Logik. Liebevoll helfen - ohne Schick-Schnack, einfach tun was getan werden muss.


Aber wie jeder Mensch hatte auch er gute und schlechte Tage. Ich erinnere mich an eine Begebenheit.


Er liegt in einem seiner Behausung nahe liegenden Spital in South B. Eine Unpässlichkeit brachte ihn dorthin. Nun aber sei er wieder auf dem Damm, meinte als er mich anrief und mich bat ihn abzuholen.

Ich finde ihn vertieft in die Lektüre eines besonderen Buches reisefertig auf einer Bank beim Haupteingang des Krankenhauses. Nach der kurzen Begrüssung meint er so nebenbei, die haben mich gründlich untersucht. Er lenkt jedoch sofort ab und unterrichtet mich ausführlich über Text bezogene Besonderheiten aus dem Buch in seiner Hand, enthusiastisch jedoch mit starkem Bezug auf den Autor.


Es ist ruhig, der Lärm der Stadt irgendwie ausgeschlossen, und angenehm warm ist es auch, auf der harten Steinbank.


Um uns die Toten.

Meine Begegnungen mit dem Sterben.

Bartolomäus Grill


Er verbreitet irgendwie Stolz beim Herzeigen und Vorlesen der Buchstaben auf dem Umschlag und unterstreicht seinen Vorwärtsdrang erklärend.

‚Ich kenne ihn persönlich, den Bartolomäus Grill. Er kam als Korrespondent einen Tag nach mir in Goma an. Ich war mittendrin, weit und breit der einzige Weisse und überall nur Blut.‘


Schiller drängelt sich zwischen uns auf die Bank.


Der Tod entbindet von erzwungenen Pflichten,

ihm haben wir nichts weiter zu entrichten.


‚Grill schreibt in seinem Buch über das Ende seines Bruders, wie er ihn nach Zürich an die ominöse Adresse begleitete und den Exit vollzog. ‘

Meienberg hält inne und wechselt nach einer kurzen Pause das Thema.

‚Wo steht dein Auto?‘

‚Gleich da drüben.‘

‚Ah so, das ist gut.‘

Nach einer beachtlichen Pause nimmt er den Faden wieder auf.

‚Ein Dezennium lang hat der Grill über den Exit seines Bruders im Hause dieser Adresse in Zürich geschwiegen, damit dieser Ruhe finden konnte. Stell dir das einmal vor. Und nun steht alles in diesem Buch beschrieben. Wie er ihn in den selbst gewollten Tod begleitete. ‘

Wir schweigen. Es ist ungewöhnlich ruhig auf der steinernen Bank.

Nach einer langen Weile meint er.

‚Ich habe zwei Baguette zu Hause, die ich vor zwei Wochen gekauft habe. Meinst du die gehen noch für das Fondue?‘

‚Ja doch, gehen wir.‘


Ein paar Monate später.


Einmal mehr sitzen wir auf einer harten Bank vor dem Untersuchungsgefängnis in Erwartung auf irgend etwas. Er ist nicht gut drauf, der Meienberg, kurz vor Weihnacht ist es.

‚Ich möchte nächste Weihnacht nicht mehr da sein. Ich mag nicht mehr.‘

Er sagt dies nicht nur so dahin, er meinte Wort für Wort im St.Galler Dialekt, den er über fünfzig Jahren nicht dem Kiswahili anpasste, spricht ihn immer noch wie einer aus St.Fiden.


Wir verstanden es miteinander zu reden. Da waren immer philosophische Herausforderungen mit dabei, nie argumentiv, immer Hervorhebung von Fakten. Blödeln konnten wir auch – er weiniger, ich mehr.


Ich werde unsere Gespräche vermissen.


Fare well, my dear friend.




Hier noch ein Hinweis vom Präsidenten des Gönnervereins.


Unser Projektmanager würdigt im folgenden Video den Verstorbenen.






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