Family Day 2023 – Langata Women’s Prison, Nairobi
Liebe Goennerverein Freunde,
Gestern fand im Frauengefängnis der alljährliche Family Day statt. Einen ganzen Tag lang dürfen die Insassinnen mit ihren Geliebten zusammen sein. Erfahrungsgemäß entspricht dies nicht nur einem kulinarischen, sondern auch einem emotionalen Höhepunkt im Leben der gefangenen Frauen. Unser Projektmanager verfasste einen Bericht über den Event.
Thomas Müller, Präsident
Family Day 2023 – Langata Women’s Prison, Nairobi
Ja, einmal mehr durften wir uns als Organisation am Familientag beteiligen. Man muss sich dazu ein Bild machen, das ich kurz malen möchte.
Etwa 200 Insassinnen haben die Erlaubnis, teilzunehmen. Erst werden Ansprachen gehalten, Besucher auf der einen Seite, Insassinnen auf der anderen, Kontakt nicht erlaubt. Ein paar Aufführungen folgen, man spürt die Unruhe wachsen. Endlich wird der trennende Grund freigegeben. Eine Horde von Besucher eilt hinüber zum Zelt der Insassinnen, die von ihren Stühlen in Erwartung aufgesprungen sind. Endlose Umarmungen, vermengt mit Tränen, beendet die Vorfreude, bis endlich Ruhe einkehrt und das minimale Genießen beginnt.
Während den Sicherheitskontrollen, die die ankommenden Gäste ertragen mussten, befand ich mich in der Nähe. Ein junger Bursche in der wartenden Reihe erweckte den Eindruck eines Kämpfers, nicht als Gamer, eher als Aktivist gegen die Armut. In einer Hand hielt er eine Rolle WC-Papier und die andere eine Zahnbürste. Weit ausgestreckt hielt er seine Arme während dem bodysearch, weit weg von den Augen des Suchenden. Dieser aber forderte die beiden Wertgegenstände, um diese zu überprüfen. Ich bemerkte, wie der Jüngling die Übergabe für den Bruchteil einer Sekunde verhinderte. Seine Augen aber verfolgten das Geschehen genau. Der Officer drückte das WC-Papier auf der Suche nach Verbotenem mit der Hand zusammen und erlaubte schließlich dem Jungen beides weiter zu tragen.
Später ließ ich mich über die Lebensgeschichte der beiden belehren. Die ältere Schwester kümmert sich seit der Geburt des Jungen um ihn. Für die vierte Primarklasse schaffte sie es nicht, das Schulgeld zusammen zu kratzen, sie besorgte sich Geld und wurde erwischt. Eine Geschichte, die das Leben täglich immer wieder schreibt. Ich stimme mit dem System überein, der Diebstahl muss bestraft werden – aber nicht doch der Bruder. Das ist aber genau das, was der Strafvollzug begünstigt.
Dieser Perspektive folgend möchte ich euch, verehrte Freunde des Goennervereins bitten, besonders auch an solche Nachfolgeerscheinungen zu denken. Wir unterstützen gegenwärtig Angela in Kangundo (ich habe von ihr früher schon berichtet) und ein Mädchen an der Elfenbeinküste.
Peter Ochsner,
Projektmanager
Und da war noch etwas, bemerkenswert jedenfalls. Ich konnte keine Entzugserscheinungen bemerken, verbrachten die Besucher doch die ganze Zeit ohne Social Media. Eine Erkennung, die Anreiz für Überlegungen geben sollte!
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